Somatic Experiencing (SE) ist ein körperorientierter Ansatz zur Lösung von traumatischem Stress. SE wird zur Überwindung von Schocktrauma und zur Behandlung von frühem Bindungs- und Entwicklungstrauma eingesetzt. Das Ziel von Somatic Experiencing ist, die natürliche Selbstregulation im Nervensystem (wieder-)herzustellen und dadurch die im Körper als Folge von Schock und Trauma entstandenen Symptome zu wandeln.
Zum Trauma wird ein Ereignis, wenn es die individuellen psychischen Fähigkeiten übersteigt und ein Gefühl der Überwältigung und Hilflosigkeit verursacht. Traumatisierende Erlebnisse können in vielerlei Lebenssituationen entstehen: Operationen, schwere Krankheiten, Verletzungen, der Verlust eines nahen Menschen, Vernachlässigung in der Kindheit oder pränatale Bedrohung im Mutterleib, Krieg, sexueller Missbrauch, Naturkatastrophen oder Gewalterfahrung wie z. B. Vergewaltigungen.
Auch scheinbar gewöhnliche Ereignisse wie medizinische Behandlungen, ein Hundebiss, das Miterleben von Gewalt im Fernsehen u. ä. können traumatisieren.
Grundsätzlich stehen uns bei Gefahr drei angeborene Überlebensstrategien zur Verfügung: Flucht, Kampf oder Erstarrung. Können wir fliehen oder uns erfolgreich verteidigen, stellt sich im Organismus danach meist das natürliche Gleichgewicht wieder ein. Wenn Kampf oder Flucht keine sinnvolle Alternative darstellt, erstarren wir vor Schreck. Das passiert zum Beispiel, wenn wir uns einem riesigen zähne-fletschenden Hund gegenüber sehen.
Wenn wir die in dieser bedrohlichen Situation mobilisierte Energie später nicht irgendwie entladen können, z.B. von uns abschütteln, bleibt sie im Nervensystem gefangen. Wir sind weiterhin im Alarmzustand und entwickeln z.B. Angst vor Hunden. Diese im Nervensystem gebundene Überlebensenergie nennen wir Trauma.
SE® arbeitet vor allem mit der körperlichen Reaktion auf traumatische Ereignisse. Es wendet sich dabei an das für Trauma zuständige autonome
Nervensystem. Dieses ist nicht dem bewussten Willen unterworfen.
Im Mittelpunkt der Arbeit von SE mit Traumata steht das Nach- und Aufspüren (tracking) von Körperempfindungen und -impulsen, Emotionen, inneren
Bildern, Gedanken und Überzeugungen.
Entscheidend ist, dass das Nervensystem eingefrorene Energie in kleinen Dosen „auftauen“ und schrittweise entladen kann. Durch diese kontrollierte Entladung wird eine mögliche Retraumatisierung, also ein erneutes Überwältigt werden, vermieden. Die tief verankerten Nachwirkungen des Traumas im Körper können sich schonend auflösen. Trauma bedingte Erstarrung wandelt sich in ein Gefühl von Handlungsfähigkeit.